Sprechen – Sprache – Körper – Verstehen
27. Juni 2016

Haben Sie sich schon mal mit Händen und Füßen verständigt? Klar, wird jeder sagen, der schon mal im völlig fremdsprachigen Ausland war.
Und wer noch nicht an solchen Orten war, hat es auch schon getan: nämlich als ganz kleines Kind, das noch nicht sprechen kann.
Es gibt in der Sprachforschung eine Bewegung, die sich „Distributed Language“ nennt. Dort will man herausfinden, inwieweit „phonetische Gesten“ anstelle von Wörtern unsere Verständigung bestimmen. Dazu gehört auch unser Gebaren und Gestikulieren. Die Forscher verstehen Sprache hier als etwas, das sich räumlich und zeitlich über die Körper ihrer Sprecher verteilt. Das soziale Gewebe und die Geschichte unserer Interaktionen sind der räumliche und zeitliche Aspekt. (mehr darüber können Sie in „ZEIT – WISSEN“ Nr.6, 2015, S. 73, nachlesen).
Jetzt wird es aber noch interessanter. Führen Sie manchmal innere Selbstgespräche, die Sie nerven? Zitat aus dem Artikel: „Die eigene Stimme im Kopf ist auch nichts weiter als die Simulation einer Interaktion. Durch imaginierte Motorik und Akustik kommt es uns so vor, als hören` wir unsere eigenen Gedanken durch Sprache.“ (S. 77)
Und der Höhepunkt: Sprechen als biomechanische Koordination (Stimme, Körper und das Verhältnis der Sprechenden zueinander) hat eine ebenso große Bedeutung wie die Worte.
Hier kommt eine kleine Anregung für Ihre Selbstbeobachtung zu obigen Punkten:
Mit welcher phonetischen Geste untermalen Sie einen Satz mit dem Beginn „Ich MUSS jetzt endlich mal….“? Was geschieht in Ihrem Körper beim Gebrauch des Wortes „muß“? Fangen Sie an sich (unbemerkt wahrscheinlich) anzuspannen?
Könnte es, dass es zuviel „muß“ in Ihrem Wortschatz (und dann auch Körper) gibt?
Wenn es Ihnen guttut, gönnen Sie sich eine „Muß-Pause“ – und wenn Sie mögen, gönnen Sie sich weitere Entdeckungen in der Sprache oder im Körper. Mein Faible ist Coaching, das die Worte untersucht, die wir gebrauchen und Alexander-Technik, die uns gelöster im Körper (und im Denken) werden läßt.
Ich freue mich auf Sie.
Ihre
Gabriele Breuninger