Glück und die Kunst, sich selbst zu verstehen

23. März 2016
Es gibt ein ganz wunderbares Buch des Jesuitenpaters und Philosophieprofessors Michael Bordt.
Es trägt den Titel: „Die Kunst, sich selbst zu verstehen“ und nennt sich ein philosophisches Plädoyer, den Weg zu sich selbst zu finden. (Verlag Elisabeth Sandmann, Buchhandlung Carolus in Frankfurt)
Das geht Bordt auch sehr gründlich und leicht nachvollziehbar an. Eigentlich ist es ein Arbeitsbuch,
denn man könnte nach jedem Kapitel oder auch Abschnitt erst einmal im Lesen innehalten und dank seiner Anregungen fürs eigene Nachdenken herausfinden, wie das jeweilige Thema bei einem selbst sich darstellt. Wie man sich sehen will, was man dazu denkt, ob man das evtl. ändern will usw.
Eines der interessantesten Kapitel ist für mich Kapitel 5, in dem er sich mit einem glücklichen, guten, sinnvollen oder gelungenen Leben und dessen Voraussetzungen und dahinter liegenden Denkweisen beschäftigt. Und seine Analyse des Themas und Begriffes „Glück“ ist grandios.
Er unterscheidet Glück bzw. glücklich sein in
a) eine intensive positive Emotion
b) ein längerfristig andauerndes Gefühl von Zufriedenheit und
c) die dankbare Bejahung des eigenen Lebens.
Und die Schlußfolgerung ist fast abenteuerlich: wollten wir immer glücklich sein im Sinne von a), wäre es eigentlich am besten, ab sofort stimmungsaufhellende Drogen zu nehmen, damit die emotional nicht so guten Phasen möglichst wegfallen oder verkürzt werden.
Da sagt ja jede/r: das ist total verrückt! Ist es auch, denn so könn(t)en wir nicht leben. Und schnell verstehen wir als Leser (und Mitdenker/in), dass dauerndes glücklich sein nicht das oberste Lebensziel sein kann.
Bordt führt darüber hinaus noch Kant an, der beschreibt, dass wir uns nicht so sehr an die Emotionen erinnern (von glücklichen Momenten), sondern an die Auslöser derselben – also die erlebten Ereignisse.
Und das bedeutet, dass wir unser Leben so gestalten wollen (sollten), dass wir ausreichend viele Ereignisse dieser Art erleben.
Die weiteren Gedanken über Glück als Zufriedenheit und Glück als Bejahung gehen wirklich in die Tiefe des Menschseins und lohnen sich unbedingt, gelesen zu werden.
Hier vielleicht nur noch als Anregung eine kleine Umfrage, was Sie zuvor (vor dem Lesen dieses Artikels) für sich unter Glück verstanden haben.
a) eine intensive positive Emotion?
b) ein längerfristig andauerndes Gefühl von Zufriedenheit?
c) die dankbare Bejahung des eigenen Lebens?
Ich freue mich auf interessante Kommentare und Austausch.
Ich wünsche Ihnen ein schöne Osterfest mit glücklichen Momenten
Herzliche Grüße
Ihre
Gabriele Breuninger